Digitaler Zwilling - Die Frage ist nicht „ob“, sondern „wie“

von Frank Markus | Dienstag, 17. Januar 2023

Auch wenn der Begriff „Digitaler Zwilling“ ein Buzzword ist, das zur Zeit gut und gerne täglich in den Medien auftaucht, ist das Thema bei MuM omnipräsent.

Und das aus gutem Grund: Wenn es um den digitalen Zwilling geht und den Fragen „Machen wir einen digitalen Zwilling…“, „Brauchen wir so was überhaupt….“, dann haben die Gespräche mit unseren (potenziellen) Kunden in den letzten Monaten gezeigt, dass dies im Grunde keine Frage mehr ist. Der Mehrwert eines digitalen Zwillings ist, dank neuer Technologien in seiner Erzeugung und Verwaltung höher denn je. Sei es in der Planung (Green Field) durch die Integration z.B. der BIM Methodik, oder im Bestand (Brown Field) durch Scan2BIM oder einer wesentlich vereinfachten, weil standardisierten Einbindung von IOT-Daten. Und nicht zu vergessen: Der digitale Zwilling ist aus seinen ursprünglichen, traditionellen Märkten herausgetreten und wird nahezu in allen Industrien nachgefragt.  

Dabei muss bei der Erstellung mehr entstehen als „nur“ ein beschreibender Zwilling. Die Durchgängigkeit eines umfassenden Zwillings (comprehensive Twin) ist unerlässlich, um Mehrwertpotential zu erschliessen. Aber auch hier gilt: Erst mal starten, ein gutes Konzept erarbeiten und das Fundament des sehr langlebigen Zwillings breit aufstellen. Der Projektleiter eines Kunden von uns, Ernst Löffler von den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann hat es bereits vor einigen Jahren treffend formuliert: „Erst durch die digitale Fabrik (Anm.: Synonym für einen durchgängigen, digitalen Zwilling) ergeben sich für uns bisher nicht erreichte Synergieeffekte, die sich direkt Kosten reduzierend auswirken.“ 

Wenn wir auf das Jahr 2023 und die nächste Zukunft schauen, sehen wir 4 große, mittlerweile alltagstauglich Technologien, die uns in der Umsetzung mit unseren Kunden enorm helfen, den Mehrwert der digitalen Zwillinge weiter zu erhöhen:


1. Kollaboration: Das interaktive, gemeinschaftliche und ortsunabhängige Arbeiten am Datenbestand wird dank der Pandemie stärker in die Arbeitswelt implementiert. Teams können einfacher, schneller und hoffentlich auch sicherer als bisher kontinuierlich an den Daten des digitalen Zwillings arbeiten – im Büro, Homeoffice und mobil.


2. Virtualisierung: Der erste Punkt Kollaboration – geht einher mit der Virtualisierung der Hardwarelandschaft. Durch Cloud-Computing werden Systeme flexibler bei gleichzeitig höherer Verfügbarkeit und Kostenersparnis. Durch komplexere Lizensierungen hilft die Virtualisierung gleichzeitig das Lizenzmanagement zu vereinfachen und damit - in der Regel - die Kosten transparenter zu machen und bestenfalls zu reduzieren. Das ist zwar nicht neu, aber bei vielen Kunden noch nicht Alltag!


3. Interoperabilität: Die Bestrebungen diverser Organisationen, die Austauschformate von Daten zu standardisieren werden dazu führen, dass Hersteller weniger in unendliche Schnittstellenentwicklungen investieren müssen und die Kunden schneller die Daten aus verschiedenen Programmen integrieren können. Zwei Beispiele hierfür sind die Vereinheitlichung von IOT-Daten mittels "Matter" – vor allem interessant im Facility Management – und die Erweiterung des IFC-Formats (Version 4.3), welche den Datenaustausch und somit die Zusammenarbeit in Infrastruktur- und Architekturprojekten vereinfachen wird.


4. Augmented Reality: AR und digitale Zwillinge „wachsen“ zusammen. Bereits 2013 findet man mit wenig Recherche im Internet Artikel und Bücher zum Thema. Nur die Umsetzung im Alltag hinkt mittlerweile, bis auf wenige Projekte, 10 Jahre hinterher. Doch jetzt ist es soweit! Endlich sind Geräte und Software alltagstauglich und bezahlbar verfügbar. Schnittstellen sind standardisiert (siehe oben) und garantieren eine weniger proprietäre Abhängigkeit. Verbesserte Akkulaufzeiten und eine Gewichtsreduzierung der AR-Brillen ermöglichen einen sinnvollen, mobilen Einsatz. Und wo braucht man das? Einer der größten Schmerzpunkte in der Industrie ist der vielbeklagte Fachkräftemangel. Dank AR können weniger geschulte Mitarbeitende durch Einblendung von Videos und Online-Support durch erfahrene Kollegen und Kolleginnen schneller an komplexe Maschinen und Wartungsarbeiten herangeführt werden. 

2023 wird ein spannendes Jahr mit hoffentlich vielen neuen Projekten in Industrie, Städten und Kommunen und in der Ver- und Entsorgung. In allen Bereichen sind digitale Zwillinge zukünftig verpflichtend. Unter welcher Begrifflichkeit das läuft (BIM, Smart Factory, Smart Cities….) ist dabei nebensächlich. Somit ist nur die Frage „wie“ bauen wir den digitalen Zwilling und nicht mehr „ob“.

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